Ein Konzert der Weltklasse - das Jazz-Dinner in Nürnberg
Am 11. November fand in Nürnberg das Jazz-Dinner statt, das auf der Homepage
von Daniel Küblböck als das wohl exklusivste Event des Jahres angekündigt
worden war. Nur 108 Personen sollten in den Genuss dieser Veranstaltung
im fünf Sterne Hotel "Le Meridien" in Nürnberg kommen - eine davon
war ich. Auf dem Programm stand neben einem Drei-Gänge-Menü ein
Jazz-Abend mit Daniel und seiner neuen Band.
Wie zu erwarten, hatten sich die anwesenden Gäste am Abend des 11.11. dem Anlass gemäß
"in Schale" geworfen und sich im Foyer des Nobel-Hotels versammelt.
Leider hatte der Einlass den Charme einer Flughafen-Kontrolle. Neben
den Eintrittskarten wurde auch der Personalausweis kontrolliert.
Der Name wurde dann mit einer Liste verglichen und abgehakt. Ich
war kurz davor mein Gepäck aufzugeben und zu fragen, von welchem
"Gate" aus ich meinen Flieger noch erreichen könnte. Anschließend
wurde uns das Gastgeschenk, ein Nürnberger Lebkuchen mit Grüßen
von Daniel überreicht. Leider ließ sich diese sicherlich sehr nett
gemeinte Aufmerksamkeit aufgrund seiner Größe nur mühsam im Abendtäschchen
verstauen. Für die Kontrolleure sicherlich praktisch, dem vornehmen
Anlass jedoch nicht wirklich angemessen, empfand ich hingegen das
blaue Band, das uns am Eingang angelegt wurde. Es harmonierte jedoch
hervorragend mit den größtenteils dunklen Abendoutfits der Gäste.
Nach dem "Einchecken" wurde man von einem leicht unterkühlten, aber
dennoch korrekt wirkenden Herrn im Anzug zu einem Tischchen geführt.
Da Tonaufnahmen komplett untersagt waren, wurden Handys und sonstige
Aufnahmegeräte, falls vorhanden, bis nach der Veranstaltung "eingetütet".
Von dort aus ging es in den festlich dekorierten Richard-Wagner-Saal.
Unser Platz am berühmt-berüchtigten Tisch 7 zeichnete sich zum einen
durch eine besonders lustige Tischbesetzung, zum anderen durch seinen
Standort in einer dunklen Ecke des Saales aus. Nachdem wir unsere
Plätze eingenommen hatten, wünschte uns ein perfekt gekleideter,
aber leicht aufgeregt wirkender Daniel einen guten Appetit. Den
hatten wir auch!
Zum "Dinner" an sich gibt es wenig zu sagen: Das
Essen schmeckte sehr "neutral", so dass die Gefahr, es könnte irgendjemandem
nicht zusagen, quasi gegen Null tendierte. Da es bei uns so dunkel
war, erfolgte unsere Nahrungszufuhr fast ausschließlich über den
Tastsinn. Für das nächste Mal wären daher Grubenlampen genauso wünschenswert
wie eingezeichnete Tischmarkierungen. Schon die Enge am Tisch verführte
dazu, sich versehentlich am Menu des Tischnachbarn zu vergreifen.
Nach dem Hauptgang und vor dem Dessert war es endlich soweit: Licht
aus, Spot an - Daniel betrat, gefolgt von seiner Band, die Bühne.
Das Programm konnte beginnen.
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Die jazzigen Töne, welche die Band gekonnt anschlug, verwunderten
zunächst. So kannten wir "unseren" Daniel gar nicht. Lässig mit
dem Finger schnippend saß er auf einem Barhocker und stimmte als
erstes den Klassiker "The Lady is a tramp" an. Weitere Klassiker
wie "As time goes by", "Sunny", "Autumn leaves" und "Fly me to the
moon" folgten; Lieder, die ich alle irgendwo schon einmal gehört
hatte und die mir in der von Daniel gesungenen Version sehr gut gefielen.
Ich gebe offen zu, dass mich Daniels Bühnen-auftritt einerseits
begeisterte, andererseits aber nicht weiter über-raschte: Mit ei-nem
ähnlich ho-hen musikal-ischen Niveau hatte ich gerech-net. Interessant
auch die jazzigen Versionen aus dem eigenem musikalischen Repertoire.
"Aliens" und "Warum" aus seinem letzten Album inter-pretierte Daniel
gekonnt in der jazzigen Variante und die Swing-Version von "You
drive me crazy" hätte jeden seiner früheren Kritiker erstaunen lassen.
Mehrfach verließ Daniel die Bühne und mischte sich unter das Publikum.
Auch von meiner dunklen Ecke aus konnte ich feststellen, dass ihm
seine schwarzen Hosenträger zum weißen Hemd und der schwarzen Hose
hervorragend standen.
Auch in der Pause war Spannung geboten. Die
teilweise fast schon krimireifen Leibesvisitationen konnten jedoch
nicht davon ablenken, dass das Dessert der interessanteste Gang
des Menus war und dass das gesamte Konzert Weltklasseformat hatte.
Daniel und seine neue Band harmonierten perfekt miteinander. Bei
dem Lied "Somewhere over the rainbow" ließ ich mich das erste Mal
in meinem Fansein nur von Daniels Stimme führen, die mit einer großen
Leichtigkeit mit den Tönen spielte. Die Erinnerung an diesen einzigartigen
Auftritt wird so schnell nicht verblassen. Unter anhaltendem Applaus
verließ ein exzellenter Daniel gegen Mitternacht die Bühne.
Wieder einmal hatte er bewiesen, dass er es zurecht verdient hat, als ein
ernsthafter Künstler und Musiker bezeichnet zu werden. Bravo, Daniel!
Text: Susanne Schulz-Bouchir
© Positive Energie GmbH, Fotografin Nicky Gruber
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