Daniels erste Weihnachts-CD
Fortsetzung von Seite 4
Interpretationen eine Transformation von alter, eher vergangener Weihnachtsromantik, hin zu beschwingt dynamischer und fantasievoller Weihnachtsstimmung der Gegenwart.
Daniel hat sein Talent und seinen persönlichen Stil in jedes einzelne Lied geströmt. Es sind rhythmisch vitale Melodien, bei denen er seiner Seele freien Lauf gelassen hat. Seine Arrangements sind vielseitig.
Bei "O du fröhliche, o du selige" und "Lasst und froh und munter sein" spielt die Gitarre im Vordergrund swing-rhythmisch und Daniels fröhlich beschwingte Stimme steckt an zum Mitfeiern.
"O Tannenbaum" erklingt mit Klavierbegleitung mehr in der klassischen Version. Seine Töne hören sich weich und sanft an und ich erlebe Stimmungsbilder eines verträumten Daniel, ähnlich wie bei so manch unvergessener Szene aus „Daniel der Zauberer“.
Bei "Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all" erreicht mich seine seelenvolle Stimme, fast gehaucht, luftig und leicht und zündet wärmende Lichter an.
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"Stille Nacht, heilige Nacht" hat wieder Swingelemente. Er singt es mit tiefer tragender Stimme, die zum Träumen anregt. Der „Owie“ lacht natürlich auch wie immer mit.
Bei "Alle Jahre wieder" wird gerockt. Klavier und Gitarre als Hauptinstrumente im Zusammenspiel mit Daniels Schwung bringen jede Menge fröhliche Muntermacher ins Weihnachtsgeschehen.
"Kling Glöckchen, klingelingeling" und "Leise rieselt der Schnee" hat er noch mal „angeswingt“, melodisch ein wenig abgewandelt und teilweise mit Oberstimme verfeinert, was mich besonders verzaubert hat.
Daniel hat den Sinn des Advent in allen Tönen getroffen.
Die Ankunft und Menschwerdung Gottes, der sich uns durch ein schwaches und hilfloses Kind zeigt und gerade dadurch soviel Kraft geben kann, dass alle Kreaturen getragen werden können, ist tröstlich.
Daniels CD ist wie ein tiefes Atemholen an der frischen Winterluft kurz vor Weihnachten, wobei ich dringend bei seinem „rollenden Weihnachts-rrrrrr“ Purzelbäume im Schnee schlagen will.
Uscha Wolter
Foto: Christin Hasemann (Im Endeffekt)
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Im September 2009 erschien ein sehr außergewöhnlicher Roman, der sich schonungslos und ehrlich dem Thema Alkoholsucht widmet. Dieser Roman trägt den Titel "Augenhöhe" und wurde von Uscha Wolter geschrieben. Sie hat bereits ein Buch veröffentlicht, das "Späte Heimkehr der Blumen" heißt und das von der Rückkehr ihres Vaters handelt, der sich jahrelang in russischer Gefangenschaft befand.
Schon in ihrem ersten Buch hat Uscha Wolter bewiesen, wie einfühlend sie schreiben kann und dass es ihr spielend gelingt, schwierige Themen packend zu bearbeiten. Die Beziehung zu ihrem Vater wurde in ihrem ersten Roman sehr bewegend und ehrlich dargestellt. Da das Buch viele Leser gefesselt hat, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Uscha Wolters zweites Werk erscheinen sollte. Wieder wählte die in Düsseldorf geborene Autorin ein äußerst brisantes Thema. Alkoholiker gibt es in unserer Gesellschaft viele. Verständnis haben leider nur Wenige für solche Menschen. Dabei ist Alkoholsucht eine Krankheit, die meistens einen tiefergehenden Hintergrund hat. Das scheinen Manche zu vergessen. In "Augenhöhe" wird das Thema Alkoholsucht sehr respektvoll behandelt, ohne dass herablassend oder verachtend darüber geschrieben wird. Im Gegenteil, der Roman ist durchzogen von Toleranz und Respekt für Alkoholkranke.
Hauptfigur der Geschichte ist der Psychotherapeut Fred Rigano. Nach außen hin lebt er das perfekte Leben in seiner perfekten eigenen Welt, die er um sich herum aufgebaut hat. Er liebt seine Arbeit als Therapeut, scheint glücklich verheiratet zu sein und hat alles erreicht, was er sich immer gewünscht hat. Doch ein einziger Moment während seiner Sitzungen lässt Fred an alledem zweifeln
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und verändert plötzlich alles. Fred schlittert, ohne es anfänglich zu merken, immer mehr in eine Alkoholsucht hinein. Die heile Welt zerbricht und aus dem einst gefestigten und erfolgreichen Menschen Fred wird auf einmal ein Mensch, der sich selbst nicht mehr spüren kann und der jede Struktur und jeden Halt verliert.
Ganz unten angekommen, trifft er schließlich Pit, der obdachlos ist und ebenfalls dem Alkohol verfallen. Es ist für die Beiden eine Begegnung auf Augenhöhe. Beide haben ein ähnliches Schicksal, beide sind durch einen einzigen Augenblick in ein tiefes Loch gefallen und finden seitdem nicht mehr ihren Weg raus aus der Krise. Das schicksalhafte Aufeinandertreffen der beiden lässt sie zu sehr engen Freunden werden. Gemeinsam gelingt es ihnen mehr und mehr, sich gegenseitig zu öffnen und stärker zu werden. Doch gibt es für Fred auch eine Möglichkeit, wieder in sein altes Leben heimzukehren?
Uscha Wolter zeichnet in ihrem Roman ein sehr vielschichtiges Bild über die Alkoholsucht und sie wählt dabei den wohl härtesten Weg. Unverblümt und sehr direkt beschreibt sie die Wutausbrüche und aggressiven Attacken Freds, die auch oftmals in Form von körperlicher Gewalt enden. "Augenhöhe" ist mit Sicherheit keine leichte Kost und keine Lektüre, um die Füße baumeln zu lassen.
Dafür ist das Buch auch viel zu realistisch geschrieben. Doch "Augenhöhe" ist ein Buch, das uns als Leser wieder daran erinnert, worauf es im Leben ankommt. Denn neben all der Gewalt und den anderen hässlichen Folgen, die der Alkohol bei Fred nach sich zieht, wird auch deutlich, wie wichtig Werte wie Freundschaft und Nächstenliebe sind.
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