Die Geschichte von den Blinden und dem Elefanten
Hinter Ghor lag eine Stadt, deren Bewohner erblindet waren. Ein König zog eines Tages mit Gefolge und einer Armee in die Gegend.
Er führte einen mächtigen Elefanten mit sich, den er bei kriegerischen Angriffen einsetzte und auch, um der Leute Ehrfurcht zu vergrößern. Die Menschen waren begierig, mehr über den Elefanten zu erfahren, und einige Blinde liefen in die Gegend, wo sie den Elefanten vermuteten. Dort angekommen betasteten sie die Teile des mächtigen Tieres, die ihnen erreichbar waren. Und da sie über den Elefanten nichts wussten, waren sie überzeugt, nun die wahren Tatsachen zu kennen.
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In die Stadt zurückgekehrt, wurden sie von Neugierigen umringt, die gespannt waren, die Wahrheit über Aussehen und Gestalt des Elefanten zu erfahren. Der Mann, dessen Hand ein Ohr betastet hatte, sagte: "Er ist groß und rauh, so breit und ausgedehnt wie ein Teppich." Einer, der den Rüssel berührt hatte, sagte: "Ich kenne die wahren Tatsachen. Er ist eine gerade und hohle Röhre, schrecklich und zerstörerisch." Ein anderer, der Füße und Beine des Elefanten berührt hatte, rief: "Ich sage Euch, er ist ein mächtiger und starker Pfeiler". Und der Blinde, der den Schwanz des Elefanten in seinen Händen gehalten hatte, sagte: "Er ist ein riesiger Pinsel. " Und der schließlich, der den Leib des Elefanten betastet hatte, meinte: "Glaubt mir, er ist eine wuchtige Tonne."
Jeder hatte einen Teil von vielen berührt. Und weil keiner alles wußte, hatte jeder es falsch aufgefaßt.
Quelle:"Der Elefant", Reifarth, Scherpner, Eigenverlag des deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge
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Büchertipps
"Der friedvolle Krieger"   von Dan Millman, Ansata Verlag
Auf humorvolle und spannende Weise wird in diesem Roman der Weg zum endgültigen Durchbruch zu einem befreienden Erkennen und alles- integrierenden Annehmen der Wirklichkeit beschrieben. Ab diesem Moment ist der Krieger frei und glücklich - ohne Grund! Er kämpft nicht mehr gegen das, was er hat und erlebt, aber nicht erleben will, und er kämpft nicht mehr für das, was er nicht hat, aber unbedingt haben will. Er ist... glücklich, ein glücklicher, friedvoller Krieger. Dies lehrt den Helden des Romans ein außergewöhnlicher Meister, nämlich Sokrates, der einfache Tankstellenwart von der Tankstelle an der Ecke....
"Schicksal als Chance"   von Thorwald Dethlefsen, Goldmann Verlag
In seinem Grundlagenwerk zum Verständnis esoterischer Gesetzmäßigkeiten stellt der Autor dem horizontalen Weltbild der Naturwissenschaft das senkrechte Weltbild der Esoterik gegenüber. So werden die esoterischen "Geheimlehren" wie die Astrologie, Homöopathie oder Reinkarnation und deren Funktionieren erklärt und können auf einer tieferen Ebene begriffen werden. Der Autor sieht die esoterischen Gesetzmäßigkeiten als Urwissen der Menschen an und möchte dieses den Menschen wieder zugänglich machen. Er schreibt: "Wer sich auf das okkulte Urwissen einlässt, erhält die Chance, sein Schicksal anzunehmen und gestalten zu lernen."
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Über Himmel und Hölle, Hunger und Leben
Ein Rabbi und Gott hatten ein Gespräch über den Unterschied zwischen Himmel und Hölle. Zur Veranschaulichung beschloss Gott, dem Rabbi Himmel und Hölle zu zeigen. Zunächst gingen sie gemeinsam in die Hölle. Diese bestand aus einem Raum, in dem ein großer Tisch mit einem köstlich riechendem Eintopf stand. Um den Tisch herum saßen Menschen, die verzweifelt und ausgehungert aussahen. Alle hatten sie einen Löffel in der Hand. Einen langen Löffel, der gerade bis zum Topf reichte.
Allerdings waren die Löffel länger als die Arme und so konnten sie den köstlichen Eintopf zwar abschöpfen, aber nicht zum Mund führen.
Und so war das Leiden groß.
Anschließend gingen beide in den Himmel. Zur Überraschung des Rabbis ähnelte sich die Situation. In einem Raum stand ein Tisch mit einem ebenso köstlich riechenden Eintopf. Aber die Menschen in diesem Raum waren glücklich, sahen wohl genährt aus, lachten und scherzten. Und das, obwohl sie die gleichen langen Löffel in Händen hielten.
Der Rabbi war verwirrt. Gott klärte die Situation auf:
"Weißt Du, eigentlich ist die Sache ganz einfach. Die Menschen in diesem Raum haben gelernt, sich gegenseitig zu füttern!"
Quelle: "Dynamik in Gruppen", Eberhard Stahl
BELTZ PVU Verlag, Weinheim 2002
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