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Esoterik 7/11
November 2005
Tantra - Sex und Spiritualität
Den fundamentalen Ritus bildet der kontrollierte Geschlechtsverkehr. Durch tantrische Übungen und Atemtechniken lernt die Frau ihren Körper zu beherrschen und Orgasmen zu erleben, der Mann lernt, seine vitalen Energien zu beherrschen und zu sammeln, anstatt sie in einer Ejakulation ausströmen zu lassen und sich zu erschöpfen. Derartig gesammelte Kräfte werden am unteren Ende der Wirbelsäule gespeichert, steigen als Kundalimi-Kraft die Wirbelsäule bis zum Kopf empor und stehen so dem geistigen Zentrum und Erinnerung der eigentlichen Göttlichkeit zur Verfügung. Im menschlichen Körper besteht eine Entsprechung zur kosmischen Trennung , nämlich durch die Körperbahnen (Nadis), durch die dieselben Energien fließen. Es gibt im Körper ausserdem Energiezentren (Chakras), die sich entlang einer bestimmten Energiebahn verteilen, die durch die Wirbelsäule verläuft. Das ist , auf den Körper übertragen, die Achse des Kosmos (Shushuma). So bedeutet das Erwachen der Kundalini im gewissen Sinne das Erwachen der, in jedem Menschen schlummernden kosmischen Energie = Urenergie. Die tantrischen Übungen sind im Grunde auf die Erweckung und Beherrschung dieser Urenergie (Kundalini) gerichtet.
Foto: Bettina Lietz
Foto: Bettina Lietz
Heute ist Tantra, besonders im Westen, eher eine Lebenseinstellung als eine Religion. Normalerweise wird Sexualität meist als eine Art Suchtstruktur gelebt oder ganz verleugnet. Lust, die auf routinemäßige Entspannung abzielt, erfährt nicht das ganze, mögliche Liebespotential. Sexualität wird weit verbreitet als Begierde erfahren, kurze Befriedigung/Erleichterung und anschließende Enttäuschung, die die Begierde erneut wachsen lässt. Die Urenergien werden somit quasi „verschwendet“.
Tantra lehrt, in mitten des Strudels von Erregung und Ekstase inne zu halten, um die Sexualkraft ganz bewusst zu erleben. Der Verzicht auf die männliche „körperliche Entladung“ ist kein Verzicht auf den Orgasmus. Der Tantrische Sexualakt ist ein „mit allen Sinnen“ wahrnehmen und darin darf alles sein. Wir erlauben uns, zu fühlen... alles, unseren physischen Körper, alles in uns selbst, im anderen und zwischen uns.
Sprüche
"Wenn Sie jemanden lieben, sehen sie ihn tatsächlich als göttliches Wesen.
Nehmen Sie einmal an, dass dies die Wirklichkeit ist und ihr Geliebter Ihnen die Augen geöffnet hat.
Durch die totale Hingabe und Ererbietung für diesen anderen Menschen, der ein Gott, bzw Göttin ist, erkennen Sie in der totalen Verschmelzung den göttlichen Kern in ihm.
Und dieser kommt sofort auf Sie zurück und Sie entdecken Ihre eigene Göttlichkeit."
aus "Zeit zu leben" von Alan Watts
"Mit dem Universellen in Kontakt zu treten, ist schwierig. Es ist so groß und unermesslich, ohne Anfang und Ende.
Wo soll man anfangen?
Von wo soll man ausgehen?
Das Individuum ist die Tür.
Verliebt Euch, aber macht keinen Kampf daraus.
Lasst es eine tiefe Bejahung des Anderen sein, eine Einladung.
Und erlaubt dem Anderen bedingungslos, in Euch hineinzukommen.
Dann wird der Andere eines Tages plötzlich verschwinden, und Gott wird da sein.
Wenn nicht Deine Liebste, Dein Geliebter, für Dich göttlich werden kann, dann kann nichts auf dieser Welt göttlich werden."
aus "Tantra" von Osho
Wir erlauben uns im innersten des Wesens berührt zu werden, offen und verletzlich zu sein, wirklich intim miteinander zu werden. Die tantrische Sicht akzeptiert ALLES, es gibt nichts verbotenes. Alles, was ein Mensch erfährt, ist eine Gelegenheit zum Wachsen. Eine Situation sexueller Frustration wird im Tantra zB nicht als negativ, sondern als Lehre aufgefasst. In einer herzvollen Sexualität kann die Erregung und Ekstase als Brücke zwischen Körper und Seele erfahren werden.
Osho sagt: Tantra ist die Wissenschaft, gewöhnliche Liebende zu Seelengefährten zu transformieren. Yang und Ying, positiv und negativ, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Leben und Tod- das sind die polaren Gegensätze. Wenn ja und nein sich begegnen, wenn die Gegensätze sich begegnen und keine Gegensätze mehr sind, weil sie ineinander übergehen und sich eines im anderen auflöst, kommt es zum Orgasmus. Der Orgasmus ist eines der wichtigsten Phänomene- nicht nur sexuell, sondern auch spirituell. Wenn Mann und Frau den Orgasmus kennen und erfahren, ist dies der 1.Schritt einer spirituellen Revolution. Bleibt die Erfahrung nicht körperlich beschränkt, sondern umfassend auf tiefer Gefühlsebene, mit offenem Herzen, dann verschmelzen zwei Seelen. Dann ist der Geschlechtsakt nichts rein animalisches mehr, sondern wird zur Liebe, zur Andacht...
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 8 · © 2003 - 2005 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe