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Gesellschaft & Medien 3/6
Juni 2007
Manipulation
Was ist Manipulation?
Beeinflussung, Steuerung fremden Denkens, Fühlens und Verhaltens, meist ohne dass sich der Betroffene der Steuerung bewusst wird (z.B. politische Manipulation, Manipulation in den Bereichen der Werbung, der Massenmedien, des Verkaufs).
Doch was bedeutet diese Definition für uns, für jeden einzelnen Menschen?
Dass wir gesteuert werden?
Und von wem?
Dass wir willenlos sind und wir die Wünsche Anderer erfüllen, ohne dass es uns bewusst ist?
Nein, so einfach ist es nicht - glücklicherweise. Auch wir manipulieren andere Menschen bewusst und unbewusst, um unsere Bedürfnisse umzusetzen, um Unterstützung zu erhalten oder ein Verhalten bei dem Anderen zu steuern, das wir uns erwünschen. Wir begegnen Manipulation tagtäglich, in der Familie, Schule, bei der Arbeit, in der Presse. Um uns vor Manipulation abzuschirmen, müssten wir uns vollkommen isolieren, was jedoch glücklicherweise nicht nötig ist, da wir versuchen können negative Manipulation zu erkennen. Beeinflussung muss nicht grundsätzlich negativ sein, sie ist auch wichtig für das Zusammenleben in der Gesellschaft, um soziale Kontakte zu erhalten. Beispielsweise die Manipulation des Schenkens, wie im weiteren Verlauf des Artikels deutlicher erklärt wird, oder auch die Manipulation innerhalb der Familie. Eltern zeigen ihren Kindern den Weg des Lebens, den Umgang in der Gesellschaft, geben ihnen Normen und Moral weiter. Auch in der Ehe, um ein Gegenseitiges miteinander zu ermöglichen. Wichtig dabei ist, dass Menschen dadurch nicht unterdrückt werden und emotional missbraucht werden.
Viele Menschen denken, dass sie gegen Manipulation gewappnet sind, dass sie nicht so leicht manipulierbar sind. Psychologische Entwaffnung stellt häufig die Weichen für eine Beeinflussung. Es gehört zu den grausamen Ironien des Lebens, dass wir genau in den Augenblicken am verwundbarsten sind, in denen wir uns am wenigsten gefährdet fühlen.
Welche Methoden benutzen die Manipulatoren?
Dazu möchte ich zuerst eine Situation schildern, die ich kürzlich erlebt habe. Es war verkaufsoffener Sonntag in einem großen Supermarkt und der sonst normal besuchte Supermarkt war überfüllt. Parkplätze waren kaum zu finden. Am Eingang hatten sie Waren ausgestellt, welche mit einem Preis von 0,10 und 0,20 Euro ausgezeichnet waren. Bei näherer Betrachtung musste man jedoch die Qualität in Frage stellen - sie wirkte wie aus dem Kaugummiautomaten gezogen. Im Kaufhaus selbst waren ebenfalls Angebote, und zwar die gleichen Produkte, die auch wochentags im Angebot waren und sonst den gleichen Preis hatten und wenig Aufmerksamkeit erregten. Sie erhielten einen anderen Platz und ein Verkäufer pries mit einem Mikrofon die Ware an und machte immer wieder auf den niedrigen Preis aufmerksam.
Eine große Menschenmenge war die Auswirkung dieser Präsentation. Umso mehr Kunden sich dazu gesellten, umso größer war das Interesse bei den anderen Kunden.
Doch bleiben wir bei den Kaufhäusern: Oft werden Preisschilder rot geschrieben, obwohl es kein Angebot ist. Oder bei einem Produkt, bei dem der Kunde die Möglichkeit erhält auf Raten zu zahlen, wird der Preis der Rate größer geschrieben als der Gesamtpreis. Bei näherer Betrachtung sehen wir natürlich den tatsächlichen Preis. Dennoch ist unser Interesse geweckt worden. Der Mensch ist täglich mehreren Informationen und Reizen ausgesetzt, die er aufnimmt, umsetzen und verarbeiten muss, daher beschränkt er sich auf das Grobe. Dadurch werden wir für so etwas anfälliger und unser Verhalten wird automatisch.
Manipulationsarten:
1. Die Möglichkeit zu haben, an einem sonst ungewohnten Tag einzukaufen. Etwas "Besonderes, Außergewöhnliches" mitzuerleben. Veränderung, die auffällt.
2. Zum anderen die Assoziation, Rot assoziieren wir = Angebot, oder auch die Verbindung von teuer = gut. (?) Ein weiteres Beispiel für den Automatismus der Assoziation in der Werbung ist die Fernsehwerbung für eine Joghurtschokolade. Dort wird eine sehr dünne Frau gezeigt, die fröhlich tanzt und turnt. Eine weibliche Hintergrundstimme sagt: "Ganz locker, ganz lecker, ganz auf meiner Linie". Der Zuschauer assoziiert dadurch, dass dieses Produkt kalorienarm ist. Die Zielgruppe sind hierbei die weiblichen Zuschauer. Soll die Zielgruppe männliche Zuschauer sein, wird nie erwähnt, dass es sich um ein kalorienarmes Produkt handelt und das Wort "light" wird vermieden, dafür wird "Zero" eingesetzt, was für 0 Kalorien stehen soll.
3. Soziale Bewährtheit, wenn alle das kaufen, dann ist es gut.
Die Menschen orientieren sich an den anderen Menschen und umso ähnlicher sie einer Person sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie deren Verhalten nachahmen. Sie nehmen an, dass eine Handlung richtiger ist, wenn auch andere sie ausüben. Beispielweise legen Barkeeper am Anfang des Abends oft eigene Geldscheine in ihre Trinkgläser, um die Kunden glauben zu machen, frühere Kunden hätten sie dagelassen.
Die Werbung argumentiert gerne damit, dass ein Produkt die höchsten Zuwachsraten hat oder das meistverkaufte ist. So brauchen sie uns nicht vom Produkt zu überzeugen. Weil andere das auch kaufen, muss es gut sein, muss es richtig sein.
Ein klassisches und schockierendes Beispiel, was in dem Buch "Die Psychologie des Überzeugens" von Robert B. Cialdini beschrieben, ist ein Mordfall im New Yorker Stadtbezirk Queens. Catherine G. wurde spät abends überfallen und getötet. Ihr Mörder hatte sie 35 Minuten lang verfolgt und war dreimal auf sie losgegangen und hat sie dann schließlich mit dem Messer erstochen. 38 ihrer Nachbarn hatten alles aus sicherem Abstand von
 
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