Daniel Küblböck im Interview
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dass Kinder auf der Straße leben, dass Kinder kein Zuhause haben, nicht behütet sind, keine Liebe bekommen… nichtmal wissen, ob sie abends was zu essen bekommen… Das letzte Mal, als ich bei meiner Mutter in Simbach am Inn gewesen bin, bin ich auf der Hauptstraße gefahren, da war so’n Häuschen… so ne Ausschenke für Hartz-IV- Empfänger… Da hab ich mir gedacht, dass das in unserem Land ist, wo soviel weggeschmissen wird… wo der Konsum von McDonalds nur so explodiert… wo am McDrive jeden Abend tausende von Autos fahren… Wenn da jeder mal nen Euro locker macht, dann würde das auch schon ganz anders aussehen… Wir haben ja dieses Jahr schon unheimlich viel gespendet, so dass das jetzt nicht so’n Riesenlauf wird, wie bei „Liebe positiv – bleib negativ“… Natürlich freut sich „Rock gegen Kinderarmut“, wenn sie Geld bekommen, aber ich bin dort als Botschafter, ich werde auch singen bei Veranstaltungen und einfach so versuchen, Geld heranzutreiben…
Wir haben da ja keine eigene Kampagne, sondern „Rock gegen Kinderarmut“ die machen ja selbst die Kampagne… Die Promis sind da als Botschafter und Künstler engagiert, d. h. dass es so aussieht, dass wir warten, was für Aktionen die planen und wenn es Aktionen gibt, dass man dann vor Ort versucht, mit den Leuten zu babbeln… ich bin ja nicht auf den Mund gefallen… ich wär auch ein guter Staubsauger-Vertreter… Ich denke, ich würde die Leute um den kleinen Finger reden können… Ich glaube, wenn man sich da einbringt, kann man auch vieles schaffen…
IE: Welche neuen Türen öffnen sich durch den Wohnungswechsel?
Daniel: Der Wohnungswechsel nach Wiesbaden ist ja für mich generell schon eine längere Planung gewesen, eigentlich schon letztes Jahr… Ich hatte nur keine Zeit, das so zu verwirklichen, ich hab das auf das Ende des Jahres verschoben. Ich muss auch da die Gerüchte dementieren, dass das jetzt ne Spontanaktion war oder aus Beziehungsgründen oder was weiß ich… Ich habe hier Mitarbeiter, die für mich sehr aktiv sind, die kennen wir ja alle, das Team… die auch aus dem Raum Hessen sind und auch planen, weil das ja eher noch die jüngere Fraktion vom Team ist… die ja für die ganzen Downloads und CD-Geschichten viel mit verantwortlich sind… dass wir da einfach noch besser zusammenarbeiten können und man nicht so lange Fahrtstrecken hat… Ich hab natürlich hier in Wiesbaden und Frankfurt – oder Mainz ist auch gleich um die Ecke – ne ganz andere Medienmöglichkeit… um an die Medienpräsenz ranzukommen… der Fernsehgarten ist um die Ecke… es ist hier Frankfurt, die Wirtschaftshauptstadt Nr. 1 in Deutschland, um die Ecke, die natürlich auch viele musikalische Möglichkeiten bietet… Es gibt viele Labels, Plattenfirmen, mit denen man vielleicht zusammenarbeiten kann… Nürnberg ist eine verschlafene, verschneite schöne Christkindelmarkt-Stadt, ich hab das in Nürnberg wirklich genossen… und wenn man in Nürnberg als Künstler wirklich mal unerkannt bleiben möchte und
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nicht soviel angeredet werden möchte, da hat man in Nürnberg wirklich ein schönes Leben, denn die sind da auch wirklich sehr zurückhaltend und eher ein bisschen bescheidener… Aber man muss immer da hin, wo der Puls der Zeit ist… um auch unterzukommen, mit Firmen verhandeln zu können, und das ist hier in Wiesbaden natürlich ne ganz andere Sache… Ich bin ja deswegen nicht nach Frankfurt gezogen, weil Frankfurt ist mir als ehemaliges niederbayerisches Landei dann noch ein bissl zu groß… wenn ich dann die Wolkenkratzer seh, dann fühl ich mich noch kleiner, als ich schon bin mit meinen 1,70 m … Wiesbaden hat einfach diesen wunderschönen Altbauflair, es ist hier die hessische Landesregierung, wo man vielleicht auch mal reinschauen kann und es gibt hier einfach unheimlich viele schöne und interessante Ecken… Und da ist auch das Lustige daran, ich hab hier mehr Freunde, als in Niederbayern und Umgebung… Ich kenne unheimlich viele Menschen aus Darmstadt… ich hab hier in Wiesbaden ne supergute Freundin… und das ist hier einfach ein lustiges Völkchen und ich bin gespannt, was passiert… Ich bin auch das erste Mal nächstes Jahr im Karneval dabei… Das gibt es ja auch in Bayern nicht so… da möchte ich als Gitti und Erika gehen… (lacht) da freu ich mich schon drauf… das wird bestimmt ne lustige Zeit hier… Ich bin ja noch ein junger Mensch, ich muss jetzt einfach noch schauen, wo der Kuchen am größten ist… wo man einfach sagt, da kann man musikalisch anknüpfen… da kann man einfach schauen, dass man irgendwo unter die Haube kommt… vielleicht eröffnen sich mir hier ungeahnte Möglichkeiten… Da müssen wir mal schauen, was hier alles passiert…
IE: Das macht dich aus, du bleibst nicht stehen, sondern gehst immer mutig voran…
Daniel: Ja, Stillstand ist der Tod… wer stillsteht kann sich auch gleich in die Holzkiste legen… Deswegen sage ich mir, um erfolgreich zu sein, muss man sich weiter entwickeln, muss man einfach auch andere Alternativen suchen, ich will da nicht stehen bleiben…
Es gibt ja Leute, die wohnen seit 36 Jahren in derselben Wohnung… Ich hab z.B. heute hier den Hausmeister getroffen, der ist schon in Rente gegangen… der wohnt jetzt 36 Jahre hier… Als Künstler will man was erleben, man will was sehen… Ich bin jemand, mit einem großen Ehrgeiz… ich will da nicht stehen bleiben… und wie gesagt, Stillstand ist der Tod und da möchte ich noch lange nicht ankommen…
IE: Was ist dein persönlicher Wunsch für 2009?
Daniel: Ich würde das Jahr 2008 für mich als ein eher aufregendes Jahr beschreiben aber auch teilweise sehr negatives Jahr… Aber ich versuche auch immer, aus dem Negativen das Positive rauszuholen und zu sagen, das musste auch irgendwie sein… Ich hatte ja auch einige Beziehungsprobleme dieses Jahr… was mich auch sehr verletzt hat… wo ich auch sehr daran gelitten habe…Ich muss sagen, als die letzte Beziehung beendet wurde, habe ich gelitten, wie ein Hund… Aber auch das habe ich überlebt… Das sind so Sachen, die haben mich dieses Jahr sehr geprägt…
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