Und irgendwann kriegt er sie alle...
Fortsetzung von Seite 10
Wir sind begeistert von Giovanna, einer kleinen italienischen Sängerin mit einer gewaltigen, schönen Stimme und einem ebensolchen Vorbau, der natürlich auch Daniel nicht entgeht: ”Jetzt kommt Giovanna, sie hat nicht nur viel Holz vor der Hütt'n, sondern auch eine tolle Stimme!!” kündigt er sie an. Dann zieht er ihr das Bein hoch, um dem Publikum zu zeigen, wie wahnsinnig hoch ihre Absätze sind. Solche Sachen macht Daniel ja öfter. Irgendwann wird eine Sängerin mal bei einer solchen Attacke auf den Bobbes fliegen!!
Daniel macht seine Sache gut und kommt als Moderator locker und souverän rüber, aber dann passiert etwas, was sein Improvisationstalent auf die Probe stellt: Er sagt zwei junge Sängerinnen an, die sehr gut sind und später auch mehrmals mit den Initiatoren Krebs und Kraft auftreten, und sie erscheinen einfach nicht!! Daniel meint dazu: ”Man soll Frauen nicht in die Garderobe lassen, die kommen da niiiiieee wieder raus!” Und so ist es fast auch, die zwei Mädchen lassen uns ganz schön lange warten.
Daniel unterhält derweil das Publikum mit seinen Erlebnissen in der Promi-Kocharena und linst während dessen immer wieder erwartungsvoll um die Ecke, ob die beiden nicht endlich kommen. Das ist eine Situation, die bei einem unerfahrenen Moderator leicht ins Auge gehen kann, aber Daniel meistert die Sache ganz gut und unterhält das Publikum sogar noch mit seinen Moderatoren-Nöten.
Neben uns geben zwei junge Männer Kommentare über Daniels Kochkünste ab. Der eine: “Der kann doch gar nicht kochen. Wenn der nach Hause kommt, setzt ihm sicher seine Freundin alles vor!” Der andere: ”Der steht doch gar nicht auf Frauen.” Darauf der erste ungerührt: ”Na, dann eben sein Freund!” Wir kichern ein bisschen über diese Unterhaltung.
Die Acts sind sehr unterschiedlich, es tritt sogar ein (eher durchschnittlich aussehender) Sänger mit der Opernarie “Nessum dorma” auf, mit der Paul Potts berühmt wurde. Später erfahren wir, dass dieser sehr gute Sänger ein Programmierer ist und beruflich gar nichts mit Musik zu tun hat. Erstaunlich, wie viele wirklich tolle Talente in Deutschland herumlaufen. Plötzlich fangen einige Zuschauer während seines Vortrags an, leise zu kichern und wir verstehen erst gar nicht, was los ist, bis wir zu dem Spalt gucken, hinter dem man Daniel backstage
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stehen sieht, der den Sänger mit großen Gesten, rollenden Augen und weit aufgerissenem Mund mimisch begleitet. Zum Piepen !!!!
Es gibt auch Erstaunliches zu sehen. Ein Fahrrad-Stunt wird angekündigt, bei dem Daniel beteiligt ist. Der Rad-Künstler soll gleich über den auf dem Rücken liegenden Daniel rüberspringen. Uns wird himmelangst um ihn, als wir sehen (und es auch angesagt wird), dass das Rad plötzlich einen Platten hat!!! Wenn das Rad nicht federt, wie will er das denn machen? Aber er schafft es vorher auch, vom Boden aus auf einen tischhohen Block zu springen. Die Ehefrau kommentiert. Jetzt soll mit dem Fahrrad über Daniels Gesicht und seine Körpermitte gesprungen werden! Daniel guckt etwas ängstlich, als der Radfahrer über seinem Gesicht ist, hält aber tapfer still und redet sogar weiter in sein Mikrofon, das er auch im Liegen nicht aus der Hand gelassen hat. Als dann aber über seine Weichteile gesprungen werden soll, fürchtet er wohl um seine Kronjuwelen und um Generationen kleiner Küblböcks. “Vorsicht!” ruft er, “ich will noch Kinder kriegen!!!” und erntet damit lautes Gelächter. Gott sei Dank geht trotz des platten Reifens alles gut.
Zwischendurch laufen immer wieder riesige Star-Wars-Figuren zwischen den Zuschauern hindurch und werden auch auf der Bühne von Daniel interviewt.
Wie die das in der Hitze in ihrer Plastik-Verkleidung aushalten und warum sie überhaupt da sind, ist uns ein Rätsel.
Nach einer 20-minütigen Pause, in der wir uns aus dem weißen Zelt etwas zum Trinken holen, ist es Zeit für die Haupt-Acts, nämlich die Lokalmatadoren Sascha Krebs und Rainer Kraft. Es sind zwei langmähnige, nicht mehr allzu junge Rocker, die richtig Stimmung machen. Seit 12 Jahren sind die beiden Anziehungspunkte und Organisatoren dieses Festivals in Sandhausen, das sie inzwischen zu einer allsommerlichen Institution gemacht haben
Jetzt hat sich der Platz gefüllt, es sind Tausende von Menschen, die offensichtlich Fans von den beiden Platzhirschen sind und wissen, wann diese auftreten. Bis zum anliegenden Wäldchen ist alles dunkel vor Menschen, mehr als 4000, wie wir später erfahren. Nach unserer Schätzung sind davon höchstens 5 % Danielfans.
Einer der Beiden ruft ins Publikum: “Seid ihr bereit für Heavy Metal, wirklich bereit für Heavy Metal ??” Oh Gott nein, wir sind nicht bereit und stopfen uns vorsorglich Tempotücher-Fetzchen in die Ohren, damit sie uns nicht wegfliegen. Umsonst, wie sich herausstellt, denn es erklingt…… Butterfly von Daniel Gerard!!!! Die beiden, die in der Region absoluter Kult sind, singen in erster Linie Stimmungslieder wie z.B. “Ein Stern”, später auch wirklich Metal. Sie sind sehr aktiv auf der Bühne, machen Head-Banging und wirbeln ihre langen Haare herum. Die Zuschauer singen und tanzen begeistert mit. Besonders witzig ist ihr Auftritt, als sie als Sumoringer mit Fettsuit Herzilein singen.
Plötzlich steht Daniel wie aus dem Nichts unangekündigt auf der Bühne, ein rot-blau kariertes Hemd locker über der Hose, blaue Jeans und eine blaue, offene Weste an. Er legt gleich los mit “A thousand times”, ein geschickter Schachzug, denn so wird einer eventuell aufkommenden Anti-Stimmung gar nicht erst Raum geboten.
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