"Oh Happy Day"
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passen könnten und die Akustik dort sicher ein einmaliges Erlebnis versprechen würde. Außerdem war es eine willkommene Gelegenheit, unsere Stuttgarter Küblböckfreunde nach Dortmund einzuladen.
Mit der Zeit trudelten immer mehr Infos ins Forum. Es würde eine Vorband geben, C.Braz, die Künstler treten ohne Gage auf und der Erlös der Karten zum sensationellen Eintrittspreis in Höhe von 10 Euro kämen einem Schülercafe zugute, das kostenlose Verpflegung für bedürftige Schüler organisierte.
Wir bestellten Karten und ich nutzte die Gelegenheit, um eine Dortmunder Freundin, die eingefleischter Howard Carpendale-Fan ist, zu diesem Event einzuladen. Das wäre doch gelacht...
Endlich war es Juni, warm und sonnig, bis zu dem besagten Konzertwochenende. Am Vorabend zum 6. Juni kam mit unserem Besuch das schlechte Wetter, was wir mit einer großen Portion Galgenhumor und einer ebenso großen Portion Dortmunder Bieres überspielten.
Am Samstagmittag, pünktlich zur Abfahrt nach Wuppertal, tat der Himmel dann seine Schleusen auf und schloss sie erst wieder, als das Konzert zu Ende war. Ich befürchtete, dies würde das erste und letzte Konzert von Daniel im Ruhrgebiet, genauer gesagt im "Bergischen Land", werden.
Aber Daniels Fans sind bekanntlich wetterfest und wasserdicht, und schon Stunden vor dem Konzert standen sie im strömenden Regen vor der Kirche, um einen guten Platz zu ergattern - zumindest die Jüngeren. Uns war erst mal nach einem guten Platz in einer nahgelegenen Gaststätte, wo wir auf andere Fans trafen und uns langsam in Konzertlaune brachten.
Um sieben Uhr begann der Einlass, ehrfürchtig unter schwerem Glockengeläut. Wir gingen gegen halb acht zur Kirche rüber und als wir durch den Eingang kamen, um unsere Karten zu zeigen, fiel sofort auf, mit welcher Freundlichkeit, ja Herzlichkeit, wir empfangen wurden.
Jeder Konzertbesucher wurde neugierig gefragt, woher er denn käme, und die erstaunten Gesichter der Ordner, als sie Orte wie Berlin, Magdeburg oder Stuttgart hörten, amüsierten uns.
Sie konnten ja nicht wissen, dass Daniel seine Fans auch im Februar nachts um 12 auf ein Friedhofskonzert hätte einladen können, und die Massen wären geströmt.
Dass wir in einer Kirche waren, konnte man nur noch an
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der imposanten Orgel unter der Decke erkennen. Der Fanshop und ein Getränkestand im hinteren Bereich, sowie die goldverzierten weißen Balkone erinnerten eher an einen edlen Konzertsaal.
Als alle ihre Plätze eingenommen hatten und die Kirche so voll war, dass jeder Pastor vor Neid erblasst wäre, begrüßte uns Holger Müller, der Initiator der Wupperfelder Festwoche, zugleich Bandleader von C.Braz und bedankte sich für unser Kommen. Er fragte etwas mitleidig, ob denn auch Gäste wegen seiner eigenen Band da wären, und eine Handvoll Anwesender wagte dieses "Coming Out". Doch an diesem Abend sollte die Gruppe C.Braz mit Sicherheit viele Fans dazugewinnen, denn sie machte sehr gute Musik mit schönen Gitarrenklängen und tiefgehenden Texten.
Mir blieb besonders ein Song im Ohr mit dem Titel "Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck". Denn genau das ist es, worum Daniel seit langem kämpfen muss: Den ersten Eindruck eines schrillen und nicht ganz tonsicheren Teenies in den Köpfen der Menschen auszutauschen gegen den eines ernstzunehmenden und guten Sängers; allen zu beweisen, dass aus Kermit dem Frosch ein Prinz geworden ist.
Trotz guter Vormusik waren die Fans froh, dass es schon nach fünf Songs zum Hauptact des Abends überging. C.Braz verließen die Bühne und es wurden acht dicke lila Kerzen angezündet, man konnte die Spannung in der Kirche knistern hören; Gänsehautfeeling schon vor dem Konzert.
Es war ein ungewohnter Anblick. Daniel stand zum ersten Mal mit einer neuen Band, dem "Soulfood-Orchestra“, auf der Bühne.
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