Daniel im Interview
Fortsetzung von Seite 3
aber bis jetzt hat’s Gott sei Dank noch keine Konzerte gegeben, die wegen zu wenigen Leuten nicht stattfinden konnten.
Damals wie heute hast du es auf eine besondere und dir ureigene Art stets geschafft, mit deiner Musik und deinem Gesang tief zu berühren. Hast du dir dieses Phänomen jemals selbst erklären können?
Daniel: Ich geh jetzt nur von mir aus, was ich jetzt glaube, was es sein könnte… Wenn ich einen Song interpretiere, egal ob es jetzt ein Song von mir ist, den ich selbst geschrieben hab oder ob es ein Song ist, den ich cover, dann erzähle ich eine Geschichte und ich „lebe“ diesen Titel. Ich bin dann wirklich mit Leib und Seele auf der Bühne und ich weiß auch, dass der Moment, wo ich auf der Bühne stehe, ein Moment ist, wo ich letztendlich eins bin mit dem Publikum und auch mit meiner Band, und das ist für mich fast… wie… (sucht nach dem passenden Wort), ja fast wie das Entstehen einer Galaxie, weil du letztendlich so viele verschiedene Sachen auslöst damit.
Jeder hat bei jedem Song eine ganz andere Meinung oder ne ganz andere Wahrnehmung und man spürt dann auch, wenn ein Song gut ankommt oder wenn Gefühle oder Tränen erzeugt werden, und das ist natürlich schon etwas ganz Tolles, weil du natürlich auch siehst, dass vielleicht genau das, was du gerade gefühlt hast, auch beim Publikum ankommt. Es gab oft Songs, wo ich vielleicht wirklich ne extreme Erfahrung erlebt habe, wo ich dann diese extreme Erfahrung mit meinem Publikum geteilt habe. Dann hab ich einfach in vielen Augen auch Tränen gesehen, wo ich wusste: ja, ich hab genau das gerade gesungen und emotional erlebt und mein Publikum hat es für sich auch entdeckt und erlebt und das ist natürlich schon was Tolles.
Viele Fans sagen ja auch, du holst sie richtig ab mit deiner Musik, du nimmst sie mit auf eine Reise…
Daniel: Ja, das ist natürlich ein tolles Kompliment für einen Künstler. Das ist zum Beispiel etwas, worüber ich auch sehr glücklich bin, dass ich das leben darf. Nicht jedes Publikum geht ja Entwicklungen mit. Ich bin felsenfest überzeugt, wenn jetzt ein DJ Ötzi sagt, er möchte morgen Jazz singen, da hat der von heute auf morgen überhaupt gar keine Leute mehr, weil das einfach etwas ist, das sein Publikum nicht mittragen würde. Aber mein Publikum hat so vieles mitgetragen und das, was ich eben leben wollte, mit mir mit erlebt und entdeckt und gefühlt. Das ist etwas, das kann man kaum beschreiben… Wenn ich mir die Konzerte angucke, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, da gab es ja so viele verschiedene und so viele unterschiedliche musikalische Elemente.
Da gab es dann Leute, die haben gehört, der Daniel singt jetzt Jazz, da geh ich jetzt mal hin und hör mir das mal an; dann gibt es die Leute, die sowieso die Konzerte einfach lieben, weil sie die Musik lieben oder auch mich als Person lieben… und die auch immer wieder auf’s Neue mitzureißen… Ich will jetzt nicht sagen, dass es wenige gibt, die das können, aber ich glaube, dass das `ne harte Arbeit ist, dass die Leute immer noch mitgehen und auch nach zehn Jahren immer noch „Zugabe“ schreien.
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Wenn du das geschafft hast, dass die Leute nach zehn Jahren noch „Zugabe“ schreien, dann weißt du, dass du was richtig gemacht hast.
Du gibst nun seit fast zehn Jahren Konzerte und deine Fans haben schon oft festgestellt, dass keines dieser Konzerte dem anderen gleicht. Welche Kriterien machen für dich ein besonders gelungenes Konzert aus?
Daniel: Wenn ich auf die Bühne gehe, dann weiß ich für mich ganz klar, also ich fühl das sofort, ob das ein guter Tag ist oder ein schlechter Tag ist. Das heißt, dass ich mich gut emotional darauf vorbereite, das mach ich durch meinen Sport oder durch Meditation oder dass ich mir abends vorher noch mal nen schönen Film reinzieh, um ein bisschen die Aufregung zu vergessen… Es ist natürlich auch so, wenn du auf die Bühne gehst, weißt du halt nicht, wie heute generell das Publikum so drauf ist und du gehst dann auf die Bühne und denkst dir, was kommt jetzt eigentlich?
Das hört sich jetzt vielleicht doof an, aber nach zehn Jahren geht es mir immer noch so, dass ich auf die Bühne gehe und denke, kommt da jetzt Applaus oder kommt da nur ein seichter Applaus… Das ist etwas, das mich ja auch wieder anspornt, weil ich die Leute ja immer auf’s Neue begeistern möchte.
Hast du immer noch Lampenfieber?
Daniel: Ja, total. Ich würd sagen, ich bin der absolute Lampenfieber-Typ.
Bevor du mit deiner Band auf die Bühne gehst, habt ihr da irgendein Ritual?
Daniel: Wir knuddeln uns auf jeden Fall vorher alle noch mal, das machen wir immer… der Alex, der am Schlagzeug sitzt, der ist meistens so aufgeregt, dass er nicht so wirklich ansprechbar ist… und sonst… alle grinsen mich an und ich grins zurück und dann geht’s auf die Bühne.
Du warst schon immer ein Tausendsassa. Welchen Stellenwert hat bei all' dem, was dich so auszeichnet, die Musik heute für dich?
Daniel: Die Musik ist ja letztendlich das, was ich eigentlich bin. Musik bedeutet ja, dass ich etwas transportiere, weil ja ein Gefühl transportiert wird, was ja letztendlich mit Sprechen gar nicht erreicht werden kann. Ich kann jetzt ne Geschichte erzählen, aber wenn ich sie singe, dann bin ich davon überzeugt, dass die Leute mir noch mehr zuhören, als wenn ich was erzähle… Aber „Stellenwert“, das hört sich so nach „Kategorie“ an, und es ist ja bekannt, dass ich eigentlich nichts in Schubladen stecke und deshalb möchte ich jetzt auch nicht anfangen, meine Musik oder mein Leben in Kategorien zu stecken oder einen Stellenwert dafür zu entdecken.
Ich kann dazu einfach nur sagen, dass mir die Musik immer noch sehr wichtig ist, sonst würde ich es ja nicht mehr machen. Wenn ich das Gefühl hätte, es berührt mich selber nicht mehr oder ich brauch jetzt einfach mal drei, vier Jahre Auszeit, dann würde ich das auch für mich so machen. Aber das will ich halt einfach gar nicht, weil die Musik mir selber so unglaublich Spaß macht und weil ich selber einfach gerne im Studio stehe und gerne an meinen Songs arbeite, deshalb ist der Stellenwert für mich – den es ja eigentlich gar nicht gibt (lacht) – sehr hoch.
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