Interview mit Daniel
Fortsetzung von Seite 16
Es geht am Montag los um 9.00 Uhr mit "Sprechen" bei Stefan. Ich hatte ja gerade meinen ersten Monologabend, und er hat gesagt, ich hab unglaublich an meinem rollenden "R" gearbeitet. Theater in Norddeutschland - oder bei den "Preußen" (lacht) - mit rollendem "R" ist ja total verboten, das geht gar nicht. Und er hat zu mir gesagt: wir beide können nur zusammen arbeiten, wenn Du jeden Abend zuhause vorm Spiegel sitzt und gurgelst das hochdeutsche "R", also das gegurgelte "R". Er hat gesagt, dass ich das sehr gut umgesetzt habe, was mich sehr sehr gefreut hat. Ich will mich da jetzt nicht selber loben, aber ich fand das so klasse... ich hab das ja selber nie gehört und das dann bewusst umzudenken, ich schaue bewusst auf mein "R", das fand ich ganz spannend.
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Von 11.15 bis 12.45 Uhr haben wir Ballett. Da habe ich auch meine Schühchen mitgenommen, extra für Euch.
Da bin ich dann mit meinen schwarzen Leggings (lacht) und meinen schönen Ballettschühchen jeden Montag bei Joachim Lauenroth - unser Ballettlehrer, ein echter Berliner. Ballett ist echt hart, wenn man das nicht von klein auf gemacht hat. Ich bin ja jetzt schon 30 - da ist das nicht so ohne.
IE: Theaterarbeit ist sehr viel im Ensemble, Du bist als Solokünstler unterwegs. Wie ist die Umstellung für Dich?
Daniel: (überlegt eine Weile) Das muss ich auch sagen, ist ein Unterschied zur Ernst-Busch-Schule hier in Berlin, die arbeiten ja sehr viel auf Einzelunterricht. Das Europäische Theaterinstitut arbeitet sehr intensiv mit einem Ensemble. Das heißt, meine Klasse begleitet mich für 10 Trimester - wir hatten 9 Trimester und haben jetzt eines dazu bekommen, speziell auf Film und Fernsehen ausgerichtet... Diese Ensemblezusammenarbeit ist für mich als Freidenker und spezieller Typ, der auch sehr gerne Dinge selbst entscheidet, schon nicht so einfach, weil ich mich auch ein bisschen so daran tasten musste „wir sind jetzt eine Gemeinschaft“. Aber ich glaube, ich habe das ganz gut hinbekommen. Ich versuche auch, da nicht irgendwas raushängen zu lassen, ich sehe mich da als ganz normaler Mitstudent - bin ich ja auch - und ich denke, dass meine Mitstudenten das auch so tolerieren und auch sehen, dass ich mich da nicht irgendwie besonders in Szene setze. Wir sind alle eine Gruppe.
Auch "Let's Dance" hat mir noch einen Anstoß dazu gegeben, das war auch so ein Ensemble-Denken, in der Gruppe zusammen zu funktionieren, wo wir alle diese Gemeinschaftstänze hatten. Das ist eine Sache, die mir sehr, sehr gut gefällt, weil es doch manchmal auch schön ist, wenn man sich zusammen freut auf das Endergebnis; alleine ist auch ganz cool, aber zusammen beflügelt einen das noch mehr.
IE: Jetzt bist Du schon ein halbes Jahr dabei...
Daniel: Ja, und ich bin immer noch dabei. (lacht)
IE: Hast Du selbst nicht damit gerechnet?
Daniel: Ich wusste es am Anfang selbst nicht. Ich dachte, vielleicht zwei Monate oder drei... wenn Du drei Monate schaffst, dann bleibst Du dabei. Und dann kam der vierte Monat, fünfte Monat, sechste Monat - und ich dachte: jetzt zieh ich's einfach durch. Und ich will das ja auch durchziehen. Ich kann jetzt nicht sagen, was wohl in einem Jahr ist, aber das Besondere an der Ensemble-Arbeit ist: Ich möchte mein Ensemble nicht im Stich lassen. Wir sind so eine Gemeinschaft und wenn einer geht, dann fällt eine Rolle weg in dem Trimester und alle müssen sich wieder neu umorientieren. Das will ich nicht.
Wenn man mich als Künstler kennt, dann weiß man, dass ich ein bisschen speziell bin und auch nicht so der Gruppentyp bin. In meinem Team sagt man immer: doch - aber vielleicht sagen die das auch nur, weil sie nett sein wollen (lacht). Da ist ja auch irgendwo ein Konkurrenzdenken, Du bist ein Teil vom Ganzen. Ich brauche das.
Fortsetzung
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