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Lesung in Prüm 5/14
August 2004
Interview mit dem Veranstalter Dr. Zierden
Das eine ist das Leben in der Öffentlichkeit, das andere ist mein Privatleben, das sollte man trennen. Also, ich hatte ja jetzt nur eine kurze Begegnung mit ihm und bin schon begeistert. Aber die Fans sind ja teilweise von der Geburtsstunde des Superstars an schon dabei, und haben jedes Konzert mitverfolgt, da kann ich das hundertmal nachvollziehen.
Foto: Nicky Gruber, www.danielkueblboeck.info
IE: Was erwartet Literaturfreunde in diesem Jahr noch im Rahmen des Literatur-Festivals?
Dr. Zierden: Der Schwerpunkt wird im Herbst liegen, da kommen hochkarätige Autoren wie Günther Kunert und Bodo Kirchhoff, aber es kommen auch schreibende Politiker, wie Heiner Geißler, es kommt der Antimafiajäger Leoluca Orlando, bis hin zum Nobelpreisträger Imre Kertész. Und ich finde das lehrreich, auch als Kampfansage gegen Leute, die wirklich nur - das ist typisch für Deutschland - so einen Begriff von Hochkultur hoch halten und nichts Anderes gelten lassen wollen, dass wir Daniel letztlich in dieses Spektrum eingebunden haben. Es gab ja anfangs Diskussionen, wo ich dachte, ‚ach, geht das gut?', wo ein Sponsor so ein bisschen drohte: "Wie, Sie lassen den auftreten beim Festival?" Da habe ich zunächst einige Verrenkungen gemacht und gedacht: "Kann man es Special nennen oder was auch immer?" Es war aber so im Bewusstsein der Fans, dass es das Festival ist, und eigentlich auch hier in der Presse, dass ich sagte, jetzt integrieren wir es voll in das Festival - wobei das auch ein Weg ist … Also, am Anfang habe ich die Anfrage gestartet, und als dann die Zusage kam, war mir auch bange durch die negativen Reaktionen, dass mir ein Nobelpreisträger abspringt oder so etwas, und ich weiß von einer Reaktion, von Mario Adorf, dem hat jemand vom Südwestrundfunk etwas so gesagt, als wenn gleich mit ihm auf der Bühne in Trier der Daniel Küblböck stünde, und da geriet der richtig in Panik und war natürlich verärgert. Ich habe dann gesagt: "Das ist heute Ihr Abend" und so, und so ist die Geschichte gewesen. Ich merkte nur auch bei ihm, also, man kann die Leute überzeugen. Ich sagte: "Das geht auch ums Buch" - und so, aber man muss schon Überzeugungsarbeit leisten, dann sind die aber offen.
Aber die erste Reaktion ist immer eine von Schreck und Ärger, es ist ganz schlimm …
IE: Ich denke, es liegt daran, dass die Autoren um ihr Image fürchten, dass, wenn Küblböck negative Presse bekommt, dies auch auf sie abfärben könnte.
Dr. Zierden: Ja, ich glaube, die Frau Boenisch hat auch einiges zu leiden gehabt. Also irgendwie haben sich die Leute von dieser Sendung "Deutschland sucht den Superstar" … also, es ist ja auch etwas Problematisches daran, und Kirchen und Zeitungen haben sich damit befasst. In dem Moment, wo dieses Format so oft kopiert worden ist auf allen Sendern, ist die Vorstellung der Fans: "Über Nacht werde ich, ohne jede Arbeit, zu einem großen Star - und das andere Leben, welches nicht im Rampenlicht stattfindet, gilt nichts." Das hat ja auch etwas sehr Gefährliches. Und das fließt natürlich mit ein, wenn man sagt: "Das sollen jetzt unsere Leitfiguren sein?" Das trifft erst recht die Stars der ersten Stunde, wobei ich immer noch meine, dass Daniel jemand ist, und darum polarisiert er auch so, der sich eben unkonventionell gibt, so eine etwas schräge Existenz, sage ich mal, und wirklich in die Schublade nicht reinpasst. Und ich hab dauernd mit verbeamteten, verkrusteten Leuten zu tun, die haben ihr Leben so klar in Schubladen abgeheftet, und da kommt so ein bunter Vogel und stellt diese geordnete Welt auf den Kopf. Also ich denke, das stellt auch die Lebensweise mancher Leute selber in Frage, und sowas hält man sich gern vom Leib, den macht man dann geistig klein, das ist traurig … Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wenn man argumentativen Aufwand betreibt, kann man auch etwas erreichen. Bei manchen nicht, aber doch bei vielen, aber es ist traurig, dass wir diesen Aufwand treiben müssen, ein permanenter Kampf gegen Vorurteile und so. Sehr sehr traurig. Aber an diesem Abend, denke ich, haben wir … ich weiß von Leuten, auch Prümern, die anwesend waren und die einen sehr, sehr positiven Eindruck gehabt haben. Ich habe das am anderen Tag vielfältig gehört, von Leuten, die auch die Notwendigkeit sahen, einem zu bestätigen, wie toll das war.
Foto: Gila Mahlberg
 
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