Das Kupfersalz der Essigsäure wird gern bei bengalischen Feuern verwendet, weil es so schön grün leuchtet, und dieser Eigenschaft verdankt es auch seine Bezeichnung im Volksmund: Grünspan. In Hamburg versteht man unter diesem Namen seit 1968 aber auch noch etwas ganz anderes, nämlich einen der legendärsten Rockclubs, den die Hansestadt aufzuweisen hat. Das Grünspan startete als angesagte Diskothek, in der die Szene Progressive Rock hörte und bis in die Morgenstunden feierte. Vor zehn Jahren wurde die Location generalüberholt und dient seitdem als Liveclub für Künstler wie R.E.M., 2Raumwohnung oder auch Martin Kesici. Bis zu 800 Zuhörer finden auf der Galerie und vor der Bühne Platz.
Daniel Küblböck im legendären „Grünspan“? Auf die Konzertkritiken darf man gespannt sein, schließlich wurde diese Veranstaltung nicht auf der clubeigenen Homepage beworben und Tickets gabs nur unter einer dubiosen Freemail-Adresse, die auf Plakaten angegeben war, welchen man immerhin nicht entgehen konnte, wenn man regelmäßig die unterirdischen Transportangebote des Hamburger Verkehrsverbundes nutzt. Für interessierte Nichtfans erschwerend hinzu kamen die sicherlich nicht auf Anhieb überzeugenden Eintrittspreise – für 49 Euro erhält man immerhin zwei Karten für Tokio Hotel oder Zugang zu sämtlichen Filmen der diesjährigen Berlinale.

Dennoch, sie kamen!
Die ersten stehvermögenden Fans wurden bereits in den frühen Morgenstunden des 17. Februar vor dem Eingang des Grünspan gesichtet. Gegen Mittag errichteten die hauseigenen Securities die ersten Absperrungen, welche später einen entspannten und lobenswert unspektakulären Einlass ermöglichten. Fast fünzig Fans hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits versammelt und begrüßten das freundliche Angebot einzeln die Toiletten des Grünspan aufsuchen zu können. Aber auch Daniel und sein Team erwiesen sich als im höchsten Maße gastfreundlich: Es wurde Tee gereicht und kleine Leckereien an die Wartenden verteilt, die Daniel höchstselbst mit ihren mitgebrachten Kameras fotografierte – dieser Kurzauftritt trug sicherlich in nicht unerheblichem Maße zur Steigerung der Stimmung bei und dies bei nasskalten fünf Grad Außentemperatur.
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Daniels Fans sind bereits bei den Vorbereitungen zu einem Konzert einfach unschlagbar in ihrer Organisation: Es werden Fahrgemeinschaften gegründet, Bahn-Gruppenkarten zusammengestellt, Hotelzimmer gebucht oder Freunde um Unterkunft und Stadtführungen gebeten. Wer grad knapp bei Kasse ist, hat die Möglichkeit, bei mehreren Gewinnspielen der fanielschen Print- und Radiomedien Karten zu ergattern oder aus eigens hierfür geschaffenen Fonds eine Sponsorkarte zu erhalten. Die Gemeinschaft rückt enger zusammen kurz vor diesen Terminen!
Auch in Hamburg war kurz vor Konzertbeginn noch einiges los in der Schlange der Wartenden, die mittlerweile auf über 200 Menschen angewachsen war – Berichten zufolge haben insgesamt ca. 600 begeisterte Zuhörer das Konzert besucht. Konzertkarten wurden ausgegeben, Buttons für den guten Zweck verkauft und langsam fanden sich auch die Unglücklichen zusammen, die zwar kultig mit anstanden, die aber keine Möglichkeit hatten, das Konzert selbst zu besuchen – auch dieser Umstand ist einmalig! Gemeinsam machte man sich auf, die Zeit bis zur großen Aftershowparty zu überbrücken, die diesmal im Stimmungslokal „Hamburger Veermaster“ direkt an der Reeperbahn stattfand.
Eine Nebenstraße der Reeperbahn erzählt noch von der Geschichte des Kiez, bevor er sich in eine der größten Vergnügungsmeilen Deutschlands verwandelte: die Kleine Seilerstraße. In unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hafen (dem nach Rotterdam zweitgrößten Binnenhafen Europas) gelegen, wurden hier Seile und Taue für die großen Segelschiffe hergestellt, die von Hamburg aus die fernen Länder jenseits des Atlantik bereisten. Die Reepschläger (das englische „rope“ für Seil oder Tau erinnert noch an diese altertümliche Bezeichnung der Tauhersteller) siedelten sich zum Ende des 17. Jahrhunderts im heutigen St. Pauli an, da sie bis zu 300 Meter lange Bahnen für ihre Produktion benötigten, für die in der Innenstadt kein Platz war. Die Stadt Hamburg nutzte diesen Umstand und verlagerte die Pest-, Kranken- und Armenhäuser in die Gegend, womit auch die Tradition des Amüsierbetriebs ihren Anfang nahm.
Die ausgelassene Konzertstimmung der einlaufenden Faniels bringt das Veermaster innerhalb weniger Minuten an den Rand des Siedepunkts. Der gut aufgelegte DJ tut ein übriges, um die schätzungsweise 200 aufgedrehten feierwütigen Faniels unter seinen Gästen nicht zu enttäuschen, und spielt im Verlauf des Abends Daniels komplette CD „Liebe Nation“, einige Titel wie „König von Deutschland“ oder „Ich hass mich“ sogar mehrfach.
Fortsetzung
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