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Aktuelles/Kommentare 6/18
Juni 2009
Wenn einer eine Reise tut…
Dann winkte er den Fans noch einmal zu und trat den Heimweg an.
Wir feierten noch etwas, alberten und tanzten und schossen letztlich noch ein Erinnerungsfoto mit Papa Günther. „Ihr habt das richtige Outfit an!“ lobte er unsere Vorbereitungen und das ließ uns die figürlich unvorteilhafte Teletubbieoptik fast vergessen. Kurz darauf verließen auch wir das Lokal. Noch immer herrschte dichter Schneefall. Übermütig durch Daniels PE und dem einen oder anderen alkoholischen Tröpfchen entdeckten wir die Vorteile eines Skianzuges und tollten durch den Schnee.
Wie kleine Kinder warfen wir uns in die Schneewehen, legten uns flach mitten auf den Fußweg und alberten ausgelassen herum. Wir hatten schon Bauchschmerzen vor Lachen, aber wir waren überglücklich. Je lustiger wir wurden, umso schwerer fiel es uns, uns leise und unauffällig ins Hotel zu schmuggeln und an der Rezeption entlang zu schleichen. Doch alles schien zu schlafen, unbehelligt gelangten wir in unsere Zimmer. Mittels Selbstauslöser schossen wir dann noch ein paar Bilder von uns. Zu dritt saßen wir nun ohne Skianzug, dafür im Pyjama, jedoch noch immer mit Hasenohren im Bett und lachten uns kaputt. Wir hatten uns eindeutig von Skihasen in Betthäschen verwandelt, dass musste uns erst mal einer nachmachen…
Es wurde eine anstrengende Nacht…vor allem für mich, die plötzlich mit furchtbaren Zahnschmerzen zu kämpfen hatte…Ich bekam kein Auge zu, wollte aber auch meine erschöpften Mitreisenden, insbesondere die Besitzerin des deutschlandweiten einzigen hustenden Autos nicht in ihrem Nachtschlaf stören… Spätestens als uns die Kundschaft eines unserer mitreisenden Mädels im Minutentakt am nächsten Morgen telefonisch aus dem Bett warf und uns mit Terminvereinbarungen klarmachte, dass Montag war, war die Nacht für uns vorbei. Als erfahrene und ordnungsgemäße blinde Passagiere gingen nur 2 von uns zum Frühstück. Unsere Chauffeurin wollte sich ohnehin noch etwas Schlaf gönnen.
Kaum hatten wir den Hotelflur betreten, erschien auch schon die Wirtin auf dem Plan. Sofort unterzog sie uns einem Verhör, bei dem wir nicht mal den Versuch unternahmen zu leugnen. Fürsorglich kochte sie uns dann Kakao, der Frühstückstisch war reichhaltig gedeckt, doch ich verlangte nach einem Glas Wasser. Die Zahnschmerzen waren trotz starker Schmerztabletten kein bisschen besser geworden. Mitleidig und doch etwas streng sah mich die Frau an und schlug einen nahe gelegenen Zahnarzt zur Notfallbehandlung vor. Dankbar nahm ich den Vorschlag an. Ein bisschen fühlte ich mich wie Heidi in den Fängen von Fräulein Rottenmeyer, denn eine ähnliche Ausstrahlung verbreitete die urbayerische Wirtin mit ihrer altmodischen Hochsteckfrisur. Wir rührten das Frühstück kaum an. Mich hinderten die Schmerzen, meine Begleitung das Mitgefühl. Sie hatte keinen Appetit. Die Wirtin „befahl“ uns noch Brötchen als Reiseproviant zu schmieren und ohne Widerspruch befolgten wir ihren Rat und wagten nicht zuzugeben, dass wir bereits heimlich welche in unsere Taschen
geschmuggelt hatten.
Dann packten wir im Eilzugstempo unsere Taschen und fuhren durch die noch höher gewordenen Schneeberge durch den Ort. Wir parkten und liefen einen glatten Berg hinunter. Fast wäre zu den schmerzenden Zähnen noch ein Gipsbein hinzugekommen. Unsere Fahrerin blieb, um dieses und etwaige Strafzettel zu vermeiden, im Auto sitzen. Obwohl mir kaum zum Lachen zumute war, musste ich dennoch schmunzeln, als wir fast eine halbe Stunde herumirrten, ehe wir den Zahnarzt gefunden hatten. „Warum nicht auch mal die Bodenmaiser Zahnärzte testen“ dachte ich mit Galgenhumor als ich tapfer die Wurzelbehandlung über mich ergehen ließ (Zähne zusammenbeißen ging ja nicht). Eine Stunde später verließ ich die Praxis. Dank Betäubungsspritze ohne Schmerzen, dafür funktionierte Lachen und Reden nur noch hochkant. Unsere Freundin musste inzwischen in ihrem Auto eingeschneit sein. Wir lachten uns schon wieder Löcher in den Bauch und ich war überzeugt, dass man bei mir zur Betäubung Lachgas verwendet hatte.
Schließlich konnten wir den Heimweg antreten. Im Auto holte ich etwas Schlaf nach, doch noch auf Bayerischem Boden begann unser Auto wieder zu husten…So fuhren wir von der Autobahn ab. Wir hatten ohnehin gerade beschlossen noch einmal zu tanken, bei der Gelegenheit die Toilette aufzusuchen und einen Kaffee zu trinken. Kaum abgefahren, sahen wir ein Auto am Straßenrand stehen. Der Fahrer stand daneben und war sehr freundlich. Unsere Fahrerin stieg aus, öffnete unserem Helfer bereitwillig die Motorhaube (nachdem wir endlich den Hebel dafür gefunden hatten) und erzählte ihm wild gestikulierend, dass unser Auto hustete…wir verbleibenden Insassen lachten uns eins…„das war gestern schon mal“ hörten wir unsere Freundin gerade sagen und ergänzten unhörbar für die Außenstehenden „aber da mussten wir zu Daniel fahren, da war keine Zeit für die Werkstatt“. Der Helfer konnte auch nur ratlos mit dem Kopf schütteln, doch er beschrieb uns den Weg zu einem nahegelegenen Autohaus…
Das große moderne Mercedesautohaus war gerade gut genug für unseren kleinen Corsa…wir parkten ein, überfielen den Laden, enterten schnell die Toilette und erklärten im perfekten Sächsisch unser Hauptanliegen. Der Autoverkäufer kannte sich mit sächsischen hustenden Corsas jedoch nicht aus und verwies uns an eine Opelwerkstatt in der Nähe. „Auf der Schlachthofstraße“ erklärte er uns und wir stellten nur fest: „Na das passt ja“. Unsere Fahrerin konnte über den Witz nicht lachen. Kurz darauf bogen wir bei Opel ein und mussten eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Dafür durften wir von dem kostenlos bereitgestellten Kaffee und Limonaden trinken…wenigstens hatten wir das Geld gespart…
Letztlich bekam unser Auto das Siegel „bis Sachsen kommt ihr hin“, es war nichts Ernsthaftes kaputt. Nach einer kostenlosen Autodurchsicht und Stärkung (wir mussten ja auch das nun doch als Dreibettzimmer verbuchte Hotelzimmer wieder erwirtschaften) verließen wir das Werkstattgelände und amüsierten uns prächtig beim Gedanken daran, was der Mechaniker beim Anblick unseres chaotischen Autos
 
Online-Magazin Im Endeffekt Ausgabe 18 · © 2003 - 2009 danielwelt.de · Impressum · Printausgabe