Dort, wo Kinder geliebt werden, ...
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Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) hat das in den letzten Jahren nur ein einziges Schwulenpaar aus Dresden geschafft.
Der LSVD betont zudem, dass dies sehr traurig sei, da sich rund 40 Prozent aller Beratungsgespräche des LSVD um das Thema Kinderwunsch und Adoption drehen. Das heißt im Klartext: jedes zweite lesbische Paar und jedes dritte Schwulenpaar wünscht sich in Deutschland eine Familie mit allem, was dazugehört, und das bedeutet in erster Linie natürlich eine Familie mit Kindern. Zugelassen sind in Deutschland für Schwule und Lesben lediglich die Einzeladoption sowie die Stiefkindadoption. Alles andere, zum Beispiel eine gemeinschaftliche Adoption, ist verboten und wird in der Regel hart bestraft. Somit haben in Deutschland in einer homosexuellen Partnerschaft niemals beide Partner elterliche Rechte, da immer nur ein Elternteil anerkannt wird. Bringt ein Partner aus einer früheren heterosexuellen Beziehung ein Kind mit, dann ist eine Stiefkindadoption eine gute Chance für Homosexuelle, um sich ihren Traum von einer Familie zu erfüllen.
Es ist klar zu erkennen, dass Schwule und Lesben, die in Deutschland leben, vor dem Gesetz in keinster Weise gleichberechtigt sind. Sie werden deutlich anders behandelt als heterosexuelle Paare. Lesbische Frauen können prinzipiell zwar versuchen, ihren Kinderwunsch in die Tat umzusetzen, indem sie sich eine befruchtete Eizelle einsetzen lassen, um dann auf eine Schwangerschaft hoffen zu können. Diese Methode wird im Fachjargon InVitro-Fertilisation (IVF)genannt und ist generell nicht verboten, jedoch wird sie nicht gerne gesehen und ist ziemlich in Verruf. Dies hat vor allem Gründe, die der Ethik und der Moral zuzuordnen sind. Die meisten deutschen Ärzte verweigern sich diesem Eingriff von Grund auf. Mit der Samenspende verhält es sich genauso. Es existieren überwiegend starke Vorurteile, wenn Schwule oder Lesben einen Kinderwunsch hegen und diesen dann öffentlich äußern.
Es ist paradox, dass in Deutschland homosexuellen Paaren der Wunsch von einer richtigen Familie weitgehend verwehrt wird, obwohl zahlreiche, intensive Studien eindeutig nachweisen, dass es für die Entwicklung eines Kindes keine Rolle spielt, ob das Kind nun zwei Mamas, zwei Papas oder ganz traditionell eine Mama und einen Papa hat. Die bekannteste Studie zu diesem Thema wurde von der ehemaligen Bundesjustizministerin Brigitte Zypries zusammen mit der stellvertretenden Leiterin des Instituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, Dr. Marina Rupp, durchgeführt. Die Studie baute auf der Frage auf, ob das Wohl des Kindes in homosexuellen Partnerschaften genauso gewährleistet ist wie bei heterosexuellen Eltern. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass nicht die sexuelle Orientierung der Eltern entscheidend für das Kind ist, sondern viel mehr ist dies eine gute Beziehung zwischen Kind und Eltern. Das nämlich ist die Basis für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Brigitte Zypries betrachtet es als Schritt zurück,
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dass Deutschland die Gesetze, eine Adoption betreffend, nicht lockert und spricht von "auf halbem Wege stehen bleiben". Ferner kommt die Studie zu dem Schluss, dass die meisten Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren nicht mit Diskriminierung und Pöbeleien an der Schule oder im Kindergarten zu kämpfen haben. 63 % der homosexuellen Eltern haben dies in der Studie bestätigt sowie 53 % der befragten Kinder. Außerdem sagten die Kinder ausdrücklich, dass sie solche Erlebnisse gut verkraften, da sie von ihren Eltern zuhause sehr gut aufgefangen und unterstützt werden.
Eine Einzeladoption sieht ja vor, dass nur ein Elternteil die vollen Rechte besitzt. Es gibt aber immerhin das kleine Sorgerecht, das es dem anderen Partner erlaubt, "Angelegenheiten des täglichen Lebens" mitzuentscheiden. Aus der Studie geht auch hervor, dass im Falle einer Stiefkindadoption, der Elternteil des Kindes, der nicht leiblicher Vater oder leibliche Mutter ist, trotzdem genauso darum bemüht ist, dem Kind eine gute Erziehung und ein schönes Leben zu ermöglichen. Natürlich ist es wie auch bei einer Familie mit heterosexuellen Eltern extrem entscheidend und wichtig, dass die Beziehung der beiden Eltern eine sehr gute und harmonische ist.
Die Studie des Bundesjustizministeriums bestätigt dies und macht damit gleichzeitig klar, dass es deshalb für homosexuelle Paare leichter werden muss, eine sogenannte Regenbogenfamilie zu gründen. Das wäre auch die logische Konsequenz aus der eingetragenen Lebenspartnerschaft, die in Deutschland ja seit 2001 gültig ist. Der erste Schritt für den deutschen Gesetzgeber wäre nun, dass das geänderte Adoptionsübereinkommen unterzeichnet und anschließend in Kraft gesetzt wird. Die Fassung von 1967 lässt eine gemeinsame Adoption durch Lebenspartner nämlich noch nicht zu. Solange in Deutschland eingetragene Lebenspartnerschaften weniger wert sind als verheiratete Menschen, wird der politische Kampf darum wohl weiter toben.
Doch leider ist es nicht nur ein politischer Kampf, der durch die Medien wandert, sondern es geht vorrangig um die Traurigkeit und Wut, die viele Schwulen- und Lesbenpaare völlig zu Recht empfinden, wenn sie merken, dass sie in Deutschland mit ihrem Kinderwunsch fast ausschließlich auf taube Ohren stoßen. Betroffenen wird es äußerst schwer gemacht und es werden ihnen vom Gesetz her hunderte von Steinen in den Weg gelegt. Dieser Umstand spricht nicht gerade für ein tolerantes und offenes Deutschland. Da muss in der Entwicklung noch sehr viel passieren. In den Köpfen der Leute scheinen sich allerlei veraltete Vorurteile manifestiert zu haben, die jeder Grundlage entbehren. Homosexualität ist keine Krankheit, kein Leiden und keine Sache, für die man sich schämen muss. Zeitgemäß wäre es, wenn man die Gesetze lockern würde und Homosexuelle vor dem Gesetz mit Heterosexuellen gleichstellt.
Nicht nur den schwulen oder lesbischen Paaren wäre damit geholfen, nein, auch vielen Kindern. Kinder bilden unsere Zukunft. Es ist eine schmerzhafte Tatsache, dass in unserer Gesellschaft häufig Kinder die Leidtragenden sind. In den letzten Jahren könnte man meinen, dass dieser schlimme Trend noch zugenommen hat.
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