Mallorca – mal anders erforscht....
Fortsetzung von Seite 3
wieder beiseite legte, weil er sich sehr - für mich zu - dröge anlas. Ein gewaltiger Irrtum, wie ich später feststellen sollte...
Also griff ich erst einmal zu dem Buch eines Mannes, den man eher als Produzenten sogenannter „Dokudramen“ kennt: Heinrich Breloer. (Wer ihn nicht kennt: einfach mal googeln!) Mit seinem Co-Autor Frank Schauhoff, der auf Mallorca lebt, präsentiert er das Buch “Mallorca – ein Jahr“, erschienen 2008 bei Kiepenheuer und Witsch (z.B. bei amazon: www.amazon.de/Mallorca-ein-Jahr-Ein-Inselroman.
Er nennt es „einen Inselroman“ und es stellt sich heraus als die Geschichte eines Journalisten, der sich nach einem Blackout bei einem wichtigen Interview und einer persönlichen Krise ein Jahr Auszeit auf der Insel nehmen will und dabei offensichtlich das „wahre“ Mallorca kennen lernt, seine Menschen, uralte Traditionen und Feste, fast unsichtbare Machtverhältnisse, die bizarr erscheinende Kolonie der deutschen Inselbewohner. Als Leser erlebte ich zusammen mit dem „Neu-Insulaner“ mediterrane Landschaften, die ihr Gesicht im Laufe des Jahres und der Jahreszeiten veränderten und wie er gerade in der fremden Umgebung und Kultur wieder zu sich selbst kommt und sogar heimisch wird. Auch wenn das Buch erstmals 1995 erschienen ist, so wird es auch das heutige Mallorca noch beschreiben, ja, manche Verhältnisse (z.B. in deutschen Kolonien!) dürften sich heute noch bizarrer zeigen!
So, und dann wurde ich doch neugierig und nahm mir den ausdrücklich auf dem Cover als Kriminalroman bezeichneten Titel „Mallorquinisches Blut“ (als Paperback sowie als Taschenbuch, im Piper-Verlag, z.B. hier www.amazon.de/Mallorquinisches-Blut) wieder zur Hand. Es finden sich im Handel verschiedene Ausgaben!
Ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn sich das Buch beim ersten Anlesen als etwas zäh und demotivierend erwies! Der Autor Martín Solanes ist eigentlich die französische Schriftstellerin Martine Mairal. Sie lebt in Paris, aber ihre familiären Wurzeln hat sie auf Mallorca, wo sie stets den Sommer verbringt.
Der Krimi beginnt mit einem seltsamen, grausamen Fund: Ein Paket verstopft die Kanalisation Mallorcas.
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Ein Bündel aus alten mallorquinischen Stoffen enthält einen blutigen Fund: eine abgetrennte menschliche Hand! Pilar Más, die als Polizeifotografin gerade wieder auf ihre Heimatinsel zurückgekehrt ist, bekommt hier ihre erste Aufgabe. Sie löst sie hervorragend, wie sich viel später herausstellt, auch, als noch weitere solcher grausamen Funde die Ermittler um Kommissar Montaner beschäftigen müssen. Zuerst kommt man allerdings in dem Fall nicht weiter, ermittelt an den verschiedensten Teilen Mallorcas. So lernt der Leser vor allem den Südwesten der Insel kennen; besonders die Insel Dragonera spielt eine wichtige Rolle. Je mehr blutige Fundstücke auftauchen, desto mysteriöser wird die Geschichte und Pilar Más muss erkennen, dass sie und die Vergangenheit ihrer eigenen Familie tief darin verwickelt sind. Zum Schluss gerät die selber in Lebensgefahr.
Wer einen authentischen mallorquinischen Krimi sucht, sollte hier zuschlagen. Die ständig wachsende Spannung ließ mich wie süchtig immer weiter lesen. Und: ein erster Eindruck von einem Buch kann gewaltig täuschen, das habe ich hier gelernt!
Nun war ich auf den Geschmack gebracht und stieß auf „Tod in Palma“, dessen Personen und Zusammenhänge mir seltsam unklar blieben. Ich stellte fest, dass ich übersehen hatte, dass es einen Vorläufer-Krimi aus dieser Reihe gab “Tod oder Finca“ (Taschenbuch im emons-Verlag, 2009, auch hier erhältlich: www.amazon.de/Tod-oder-Finca), dessen Lektüre alle Unklarheiten beseitigte. Autor Andreas Schnabel, der bereits in den verschiedensten Berufen (z.B. Rettungssanitäter, TV-Regisseur oder Briefträger) tätig war, erzählt von der deutschen Gräfin Rosa von Zastrow, deren Ehemann tot in seinem Auto aufgefunden wird. Der spanische Kommissar García Vidal kommt schnell drauf, dass dies kein natürlicher Tod gewesen sein kann, den der amtliche Leichenbeschauer feststellte. Zusammen mit Michael Berger, einem ehemaligen deutschen Kriminalbeamten und Residente (Dauerbewohner der Insel mit bestimmten Auflagen) versucht er Licht ins Dunkel zu bringen, denn als die verwitwete Gräfin sich entschließt, ihr Erbe anzutreten, stellt sich schnell heraus, dass ihr Leben in Gefahr ist: Die russische Mafia hat mit ihrer Traumimmobilie in bester Lage ihre eigenen Pläne, wie sie ihr und anderen reichen Erben auf der Insel drastisch klarmacht. Aber der Gräfin und ihren Helfern von der Polizei gelingt es, mit Glück, Humor und Wagemut allen Gefahren zu trotzen. Ein rasant geschriebener Roman, dessen Szenen mich immer wieder lauthals zum Lachen brachten. Allerdings blieb mir dieses Lachen auch so manches Mal im Halse stecken ob der geschilderten Grausamkeiten der Mafia. Das Besondere an diesem Krimi ist wohl, dass sich ein Ferkel zu einem exzellenten Spür„hund“ entwickelt und eine zentrale Rolle spielt.
Mit diesem Vorwissen über Personen/Mitwirkende und ihre Besonderheiten verstand ich den Nachfolgeroman „Tod in Palma“ (ebenfalls Taschenbuch im emons Verlag, auch hier erhältlich: www.amazon.de/Tod in Palma) gleich viel besser.
Fortsetzung
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