Daniel, Harry und die Macht der Medien
Fortsetzung von Seite 2
Auch Daniel erfuhr Ablehnung seitens seiner Mutter, und sein älterer Bruder Michael ließ keine Gelegenheit aus, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Auch Daniel musste Strategien entwickeln, um sein Leben erträglicher zu gestalten – er suchte Zuflucht in der Musik und in Fantasiewelten.
Von seinen Verwandten über seine Herkunft im Unklaren gelassen, erfährt Harry erst bei seinem Schulwechsel zum Zauberer-Internat Hogwarts, dass er unter den Zauberern eine Berühmtheit ist. Von einem Augenblick zum anderen muss Harry lernen, mit den Glanz- wie den Schattenseiten des Ruhms klarzukommen. Er erfährt zwar die Bewunderung des einen Teils seiner Mitschüler und Lehrer, muss aber auch mit der aus Neid resultierenden und an Hass grenzenden Ablehnung des anderen Teils fertig werden. Einerseits bejubelt als herausragender Quidditch-Spieler, erlebt er Einsamkeit und Ausgrenzung, als fast alle ihn für den gefürchteten „Erben Slytherins“ halten, weil er die Fähigkeit besitzt, mit Schlangen zu sprechen. Als er gar zum Teilnehmer am Trimagischen Turnier gewählt und damit zum direkten Konkurrenten eines anderen beliebten Schülers wird, tragen seine Gegner Ansteckbuttons mit der Aufschrift „Potter stinkt“.
Daniels Weg seit seiner Teilnahme bei DSDS verläuft ähnlich. Auch hier der plötzliche Ruhm, die Bewunderung einerseits und die Ablehnung andererseits. Den „Potter stinkt“-Buttons entsprechen bei Daniel Plakate mit Hassparolen.
Echte Zauberer und echte Musiker
Joanne K. Rowling bietet dem Leser aber auch eine Erklärung für den Hass auf Harry.
Da ist zum einen die Gruppe um Lucius Malfoy, Anhänger des Dunklen Lords, die Verfechter des „reinen Blutes“ sind. Sie wollen alles vernichten, was nicht ihren Ansprüchen an einen echten Zauberer genügt. Konkret: was nicht ausschließlich aus reinblütigen Zaubererfamilien entstammt. Zum anderen ist da der Lehrer Professor Snape, dessen Hass auf Harry sich auf einer Demütigung begründet, die ihm Harrys Vater in jungen Jahren zufügte. Schließlich die Familie von Harrys Tante, welche alles ablehnt, was sie nicht versteht – und damit natürlich auch die Fähigkeit zum Zaubern.
Denkt man da nicht automatisch an die wahren Beweggründe der Daniel-Gegner?
Da sind jene, die meinen, genau zu wissen, was einen „echten“ Musiker ausmacht. Was dem in ihren Augen nicht genügt, soll aus dem Showbusiness verbannt werden. Dann wiederum jene, deren Leben von Duckmäusertum, ständiger Anpassung und Selbstverleugnung geprägt ist und die diese Demütigung dadurch zu kompensieren versuchen, dass sie Daniel den Mut neiden, ganz er selber zu sein. Und last but not least all jene, die grundsätzlich alles ablehnen, was ihren begrenzten Horizont überschreitet.
|
Das Blatt wendet sich
Sind dies alles schon erstaunliche Parallelen zwischen Daniel und Harry Potter, so werden diese noch übertroffen durch die Ähnlichkeiten beim Verhalten der Medien, welche in den Bänden 4 und 5 eine herausragende Rolle spielen.
Anfänglich sind die Artikel über Harry äußerst wohlwollend. Er ist der gefeierte Held, der den Angriff des Dunklen Lords überlebt hat.
Doch das Blatt wendet sich rasch. Zunächst trifft es Harrys Schulfreundin Hermine, welche eine Reporterin des Tagespropheten wegen eines diskreditierenden Artikels über Hagrid – einen Freund von Harry und Hermine – öffentlich zur Rede stellt. Die Rache kommt prompt: die Journalistin bezichtigt Hermine, mit Harrys Gefühlen zu spielen. Da zu diesem Zeitpunkt Harry noch der Held der Massen ist, erhält Hermine infolge dieses Artikels unzählige Beleidigungsbriefe der Leser, die in Sätzen wie „Dich sollte man in Froschlaich kochen“ gipfeln.
Dies erinnert an Postings auf diversen Anti-Daniel-Pages im Internet. So war beispielsweise am 29.07.03 im Forum von www.piranho.com zu lesen: „Ich wäre eher dafür, den Daniel K. zu erschießen...“ Und auf www.nicht-daniel.bc-host.tk äußert sich ein User so: „Der soll froh sein, dass sie ihn nur ausbuhen! Was meinst du, was die mit dem machen würden, wenn der keine Boyguards hätte. Hackfleisch!“
Nachdem Harry es sich mit besagter Reporterin verscherzt hat, weil er nicht mehr bereit ist, für ihre verfälschenden Artikel Interviews zu geben, nimmt sie nun nach Hermine auch Harry aufs Korn. (Nomen est omen – heißt die Journalistin doch Rita Kimmkorn...)
Als Harrys berühmte Stirnnarbe während einer Unterrichtsstunde schmerzt (für alle HP-Unkundigen: ein Anzeichen für Aktivitäten des Dunklen Lords), bittet er darum, den Unterricht verlassen zu dürfen. Rita erfährt davon und ergreift die Gelegenheit, diese harmlose Begebenheit zum Beginn eines medialen Großangriffs auf Harry zu nutzen. Das liest sich im Tagespropheten dann so:
„Harry Potter‚ gestört und gefährlich“
Der Junge, der den Unnennbaren besiegte, ist labil und möglicherweise gefährlich. Beunruhigende Tatsachen über Harry Potters seltsames Verhalten sind jetzt ans Licht gekommen, und sie wecken Zweifel, ob er geeignet ist, an einem kräftezehrenden Wettkampf wie dem Trimagischen Turnier teilzunehmen oder auch nur die Hogwarts-Schule zu besuchen.
Wie der Tagesprophet heute exklusiv enthüllen kann, bricht Potter in der Schule des Öfteren zusammen und klagt häufig über Schmerzen, die ihm seine Stirnnarbe bereitet...
|